Wie Fünffach-Trainer Olaf Gierenz sein Mammutprogramm meistert

Olaf-Gierenz

Der 53-Jährige ist bei der HSG Wittlich ein Wegbereiter der Jugendabteilung. Wie er all die Engagements managt, obwohl der Tag des Realschullehrers auch nur 24 Stunden hat. Von Mirko Blahak, Trierischer Volksfreund, 12.4.2022

Mit einem Augenzwinkern räumt Olaf Gierenz mit einer Vermutung auf: „Mein Tag ist genauso lang wie bei allen anderen auch.“ Aber wie macht der 53-Jährige das? Neben seinem Beruf als Lehrer an der Kurfürst-Balduin-Realschule plus in Wittlich (Mathe, Physik, Technik und Naturwissenschaften) betreut er bei der HSG Wittlich gleich fünf (!) Nachwuchsmannschaften – neben seinen weiteren Aufgaben als sporttechnischer Leiter der männlichen Jugend, Leiter des Mädchen-Stützpunkts Mosel/Eifel und fortan auch beim bei der HSG neu angesiedelten Landesstützpunkt.

„Ich habe meinen Alltag gut strukturiert und erfahre große Unterstützung durch die weiteren Trainer bei der HSG. Zudem brauche ich zu Fuß von zu Hause aus nur zwei, drei Minuten bis zur Trainingshalle“, erläutert Gierenz.
Und dennoch: Man muss schon positiv handballverrückt sein, um sich dieses Pensum freiwillig aufzuhalsen. Und das ist Gierenz zweifelsohne.
Als er zehn Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern nach Wengerohr. „In meinem Alter spielten damals alle Handball“, erinnert sich Gierenz. So blieb er bei dieser Sportart hängen. Er durchlief alle Jugendmannschaften bei der HSG Wittlich und spielte anschließend viele Jahre in der zweiten Mannschaft. Als er etwa 30 Jahre alt war, stieg er in die Jugendarbeit ein. „Damals war die Nachwuchsabteilung der HSG noch relativ klein. Dank einer Kooperation mit der Kurfürst-Balduin-Realschule haben wir einige Talente akquiriert“, berichtet Gierenz.
Der Jugendbereich wuchs und wuchs – ebenso wie Gierenz‘ Aufgabenbereich. Da braucht‘s auch Rückhalt von der Familie. „Die genieße ich“, sagt Gierenz. Von seiner Frau, und von den Kindern, die – fast schon selbstredend – auch im Handball aktiv sind. Gierenz: „Meine Tochter Lea spielt in der dritten Damenmannschaft und trainiert die Spielgruppe mit Vier- bis Sechsjährigen. Der ältere Sohn Tim spielt in der B-Jugend und trainiert mit mir die männliche E-Jugend. Der jüngere Sohn Noah spielt in der C-Jugend.“
Neben der E-Jugend coacht Gierenz aktuell die männliche B-Jugend und weibliche C-Jugend – jeweils in den Oberligen und Bezirksligen. „Der Handball bietet mir einen schönen Ausgleich zur Arbeit als Lehrer. Man lernt die Kinder und Jugendlichen beim Sport auf eine andere Art kennen“, sagt Gierenz. Erfolge macht er nicht nur an Ergebnissen oder Tabellenplätzen fest: „Es ist einfach schön, Fortschritte zu beobachten – sei es, wenn der E-Jugendliche sein erstes Tor erzielt, oder wenn ehemalige Spieler von mir jetzt in der Nachwuchsabteilung mitanpacken.“
Das motiviert Gierenz. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie, die den Jugendlichen und ihm als Coach viel abverlangt: „Der Verwaltungsaufwand, etwa infolge der anfänglichen Kontakterfassungen oder von noch immer vorkommenden Spielverlegungen, ist deutlich höher geworden.“ Hinzu kommt die Ungewissheit: Wie groß sind die durch die Pandemie entstandenen Lücken in der handballerischen Entwicklung der Talente? Gierenz: „Gerade den B- und C-Jugendlichen fehlt es an Spielerfahrung. Zudem sind deutliche Defizite in den individuellen Techniken oder auch im Abwehrverhalten zu erkennen. Da fehlt ein Jahr in der Entwicklung.“
Doch das Gute: Aus Sicht von Gierenz kann der Rückstand aufgeholt werden. Dazu brauche es aber auch wieder prägende Veranstaltungen wie Camps oder Turniere. „Inwieweit durch die coronabedingten Absagen in der Vergangenheit die emotionale Bindung zum Sport und zum Verein nachgelassen hat, wird sich in den nächsten zwei Jahren zeigen“, glaubt er.
Gierenz ist bereit, wieder (neue) Begeisterung zu entfachen. Er hofft, Veranstaltungen für den Sommer alsbald planen zu können. Und im Spielbetrieb geht‘s ohnehin erst mal bis Ende Mai weiter – die HSG habe vier Mannschaften für die anstehende Oberliga-Qualifikation gemeldet. Gierenz stellt zufrieden fest: „Langweilig wird mir ganz sicher nicht.“

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