Björn Pazen, Trierischer Volksfreund vom 4.8.2017
Wenn am Wochenende die besten deutschen Frauenhandball-Vereine und internationale Stars im Wittlicher Eventum antreten, ist der offizielle WM-Ball im Einsatz. Auch der Bundestrainer kommt. Er sieht 14 Nationalspielerinnen.
Frauen-Bundestrainer Michael Biegler zu Besuch beim 3. Wittlicher Handball-Cup, hier mit den beiden HSG-Torhüterinnen Stefanie Hayer und Hanna Scharfbillig im grünen 2016er Helfer-T-Shirt. Foto: Thomas Prenosil
Seit Michael Biegler Frauen-Handball-Bundestrainer ist, hat er zehntausende Kilometer auf Deutschlands Autobahnen zurückgelegt, um Spiele und Spielerinnen zu sichten und bei den Trainingseinheiten der Bundesligavereine vor Ort zu sein. Alles mit dem Ziel, eine schlagkräftige Truppe für die Heim-Weltmeisterschaft im Dezember zu formen und dann um eine WM-Medaille zu spielen. Am Wochenende bekommt Biegler seine halbe Nationalmannschaft quasi auf dem Silbertablett an einem Ort präsentiert – im Eventum in Wittlich. Gleich 14 Spielerinnen aus seinem aktuellen Kader treffen dort beim Wittlicher Handball-Cup aufeinander. Ob Xenia Smits mit Metz, Ex-Mieze Shenia Minevskaya oder Nationalmannschaftskapitän Anna Loerper mit Metzingen, Deutschlands Ausnahmetalent Emily Bölk mit Buxtehude oder andere DHB-Frauen, die für Bayer Leverkusen oder den deutschen Meister SG BBM Bietigheim auf Torejagd gehen – alle können am Samstag dem Bundestrainer vorspielen, der wie im Vorjahr zum Turnier kommt.
Nachdem andere Turniere wie in Schmelz oder in Bad Urach in den vergangenen Jahren aus finanziellen Gründen aufgeben mussten, ist das immer am ersten August-Wochenende organisierte Event der HSG Wittlich ganz klar zum bedeutsamsten Vorbereitungs-Turnier für den deutschen Frauen-Handball geworden. „Das zeigen auch immer wieder die Anfragen von renommierten Klubs“, sagt der HSG-Vorsitzende Axel Weinand.
Ein Team, das sonst immer dabei war und auch Rekordsieger des Turniers (von 1999 bis 2014 unter dem Namen Stelioplast-Cup) ist, fehlt anno 2017: der HC Leipzig. Die Sachsen mussten Insolvenz anmelden, statt des HCL wird mit Pogon Stettin erstmals eine polnische Mannschaft auflaufen.
Als amtierender deutscher Pokalsieger kommt der Buxtehuder SV zum Wittlicher Handball-Cup. Foto: dpa
Aus nationaler Sicht sind mit Bietigheim der Deutsche Meister und Europapokalfinalist, mit Buxtehude der Pokalsieger und mit Metzingen der Pokalfinalist am Start. Leverkusen ist nun die einzige Mannschaft, die seit 1999 immer in Wittlich dabei – das Turnier aber seltsamerweise noch nie gewinnen konnte. Der französische Meister aus Metz setzte sich 2015 im Finale durch, Titelverteidiger ist aber Bietigheim. Die Schwaben hatten bei ihrer Premiere im Vorjahr alle Spiele gewonnen – und waren dann mit dem neuen Rekord von 52:0 Punkten in 26 Spielen auch erstmals deutscher Meister geworden.
Spannend dürfte für die SG das Vorrundenduell mit Metz werden, denn die Franzosen sind ab Oktober auch Gruppengegner in der Champions League. Bietigheim ist neben Metz und dem Turnier-Debütanten Metzingen der große Turnierfavorit.
Jennifer Souza, Foto: TSV Bayer 04 Leverkusen
Möglicherweise wird auch eine Wittlicher Spielerin auflaufen beim „Konzert der Großen“: Jennifer Souza – vor zwei Jahren als 16-Jährige von der HSG in die Bayer-Jugend gewechselt – feierte im April bei den Leverkusener Frauen ihr Bundesligadebüt. Vielleicht steht sie also in der alten Heimat auf dem Feld.
Die deutschen – aber auch die französischen und polnischen – Nationalspielerinnen werden beim Wittlicher Handball Cup derweil eine besondere Premiere erleben: Denn beim HSG-Turnier wird erstmals überhaupt mit dem offiziellen Ball gespielt, der auch bei der WM im Dezember zum Einsatz kommt. Wenn das keine Motivation ist.