Von Mirko Blahak, Sport-Redakteur beim Trierischen Volksfreund, 27.11.2025 mit Fotos vom 2. Spieltag der Frauen-WM in Trier: Angola vs. Kasachstan und Norwegen vs. Korea.
Das Projekt ist ehrgeizig – und breit angelegt. Der Deutsche Handball Bund (DHB) hat sich die Initiative „Hands up for more“ verordnet. Ein Programm, mit dem dem Frauen- und Mädchen-Handball mehr Aufmerksamkeit, Gleichberechtigung und Respekt zuteilwerden soll.
Es geht um nicht weniger als das Ziel, den weiblichen Handball auf allen Ebenen zu stärken – von der Basis bis in die Strukturen der Verbände und Vereine, was den Vorsitzenden der HSG Wittlich, Axel Weinand, zu einer Wortmeldung veranlasst hat.
Wichtiges Vehikel, um der Kampagne einen Schub zu verleihen, ist die derzeit in Deutschland und den Niederlanden stattfindende Frauen-Handball-Weltmeisterschaft 2025, deren Slogan hierzulande ebenfalls lautet: „Hands up for more“ – frei übersetzt und ergänzt: Lasst uns anpacken – für mehr Sichtbarkeit des Frauen-Handballs.
Gruppe H: Angola gegen Kasachstan 38:20 (21:9)
Hintergrund sind die ungleichen wirtschaftlichen Kennzahlen im Männer- und Frauen-Handball. Die Männer-Prämie wäre vollständig durch Sponsorenleistungen und Prämien der Internationalen Handballföderation gedeckt gewesen, bei den Frauen müsste der DHB für die Zahlung der Maximalprämie eigenen Angaben zufolge einen sechsstelligen Euro-Betrag zuschießen. Bei einem Titelgewinn bekäme die gesamte Mannschaft 425.000 Euro. Die Silbermedaille wäre mit einer Prämie von 300.000 Euro verbunden, Bronze mit 200.000 Euro. Für Platz vier gäbe es fürs Team 100.000 Euro. Der Einzug ins Viertelfinale brächte 50.000 Euro ein.
Eine komplette Gleichstellung gibt es indes inzwischen bei den Tagegeldern, die Nationalspielerinnen und -spieler pro Lehrgangstag erhalten.
Gruppe H: Norwegen gegen Korea 34:19 (14:9)
An anderer Stelle würde sich Axel Weinand, Vorsitzender der HSG Wittlich, mehr Gleichstellung wünschen – bis ins Kleingedruckte von Leitlinien, die den Amateur-Handball an der Basis betreffen.
Konkret stört sich Weinand an den Bestimmungen der „Richtlinie zur Ausbildungskostenentschädigung“ des DHB. Mit dem siebenseitigen Schriftstück wird bis ins Detail geregelt, wie Amateurvereine finanziell für ihre Talentförderung belohnt werden, wenn eine Jugendspielerin oder ein Jugendspieler aus den eigenen Reihen zu einem höherklassigen Club im Leistungsbereich wechselt. Weinand kritisiert nicht den Mechanismus an sich, den er als sehr sinnvoll erachtet. Er moniert aber, dass für talentierte Jungs mehr Geld fließt als für Mädchen.
In der Tat: Laut Richtlinie bekommt ein Amateurverein für einen Nachwuchsspieler, der zu einem Verein in der Handball-Bundesliga der Männer wechselt, maximal 1500 Euro pro Saison, in der das Talent im abgebenden Verein ausgebildet worden ist. Für Spielerinnen, die zu einem Frauen-Erstligisten gehen, werden dagegen nur maximal 750 Euro gezahlt. Auch bei Wechseln in die zweite Liga ist der Betrag für Jungs doppelt so hoch wie bei den Mädchen.
Warum so verfahren wird, erschließt sich HSG-Chef Weinand nicht. „Die Ausbildungsarbeit und damit die entstehenden Kosten für einen Verein sind dieselben. Es ist aus meiner Sicht daher ein falsches Signal, wenn im männlichen und weiblichen Bereich unterschiedliche Summen gezahlt werden.“
Die HSG Wittlich hat sich in der Vergangenheit vornehmlich im Mädchen-Handball Meriten verdient. Mehrere Nachwuchsspielerinnen sind in Jugend-Internate von Bundesliga-Vereinen gewechselt. Nach Leverkusen, nach Bensheim/Auerbach, nach Dortmund. Laut Weinand bekam die HSG für sechs Spielerinnen Ausbildungsentschädigungen – im Bereich zwischen 150 Euro und 1500 Euro. Er setzt sich dafür ein, die Regelungen zu verändern – in Richtung einer Angleichung der Ausbildungsentschädigungen.
Damit stößt er beim Handballverband Rheinland (HVR) nicht auf taube Ohren, wenngleich man dort auf die Komplexität des Themas verweist – etwa vor dem Hintergrund unterschiedlicher wirtschaftlicher Möglichkeiten im Männer- und Frauen-Handball.
HVR-Präsident Markus Weiskopf bestätigt auf TV-Anfrage, dass sich der Landesverband wegen des Themas in einem positiven Austausch mit dem DHB und Liga-Ausschüssen befinde. Um die gute Gesprächsbasis nicht zu torpedieren, will er sich aktuell nicht zu Details der Unterredungen äußern. Grundsätzlich macht er klar, dass es darum gehe, „Dinge attraktiver zu gestalten“. Auf Grundlage eines „Maßstabs“, der „das Entscheidende“ sei.
Anfang des kommenden Jahres soll es weitere wichtige Gespräche geben. Axel Weinand von der HSG Wittlich hofft, dass sie fruchten. Er will mit seinen Anregungen einen „Weckruf“ aussenden.












































































